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Im Kontext der STIGA stellen sich heute beispielsweise Fragen zur Entwicklung des Stadtraumes und zur Herausbildung einer wirtschaftlichen Resilienz. Sie lässt ebenso eine Sicht auf die industrielle Entwicklung, auf soziale Fragen oder auf politische Perspektiven zu. In diesem Zusammenhang wird auch die sogenannte „Völkerschau“ im Rahmen der postkolonialen Aufarbeitung – auch mittels künstlerischer Interventionen – kritisch reflektiert.
Auf einem 20.000 m² umfassenden Gelände fand die „Deutsch-Ostafrikanische Ausstellung“ statt. Sie sollte über die deutschen Kolonien informieren, die Besucher mit den Kolonialprodukten bekanntmachen und damit auch für die deutsche Kolonialpolitik werben.
Im Vorfeld waren 47 Ostafrikaner von vier afrikanischen Stämmen ausgewählt und acht Tage vor der Eröffnung nach Leipzig gebracht worden. Die „Darsteller“ lebten während der Ausstellung auf dem Gelände, praktizierten dort ihre vermeintlichen „Sitten und Gebräuche“ und zeigten traditionelle handwerkliche Tätigkeiten.
Vom Expeditionslager über die Militär- und die Plantagenstation bis zum alten Sultanspalast in Sansibar und der Inderstrasse von Dar-es-Salam: die kolonialen Impressionen wurden durch Nachbauten realisiert und durch Landschaftsdioramen vom Kilimandscharo und aus Sansibar ergänzt. Trotz des zusätzlichen Eintrittspreises von 30 Pfennigen kam jeder vierte Gast der STIGA, um sich die Kolonialausstellung anzuschauen.
Im Jubiläumsjahr der STIGA beschäftigt sich der Landesfilmdienst Sachsen e.V. gemeinsam mit Jugendlichen aus Leipzig in zahlreichen Workshops mit der kolonialen Geschichte der Stadt.
Ausgehend von einer intensiven Auseinandersetzung mit der damaligen, im Rahmen der STIGA organisierten „Völkerschau“ werden sich die Projektteilnehmenden zunächst auf „koloniale Spurensuche“ begeben und sich Wissen über die Vergangenheit Leipzigs aneignen. Diese historische Recherche geschieht sowohl in Archiven, aber auch im Internet und bei Spaziergängen durch die Stadt.
Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse dieser Recherche gemeinsam ausgewertet und auf die Gegenwart bezogen. Dabei werden auch die Erfahrungen, Lebenswelten und Sichtweisen der Jugendlichen berücksichtigt und somit u.a. folgende Fragen beantwortet: Wie wirkt die koloniale Vergangenheit Leipzigs in die heutige Stadtgesellschaft hinein? Welche gegenwärtigen Strukturen und Verflechtungen sind damit verbunden? Was bedeutet das für mich persönlich?
Ausgehend hiervon sollen die Erkenntnisse auf zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt und in praktisches Handeln übertragen werden. Mittels Methoden aktiver Medienarbeit werden in kooperativer Art und Weise digitale Lern- und Informationsressourcen produziert und veröffentlicht. Diese könnten z.B. ein eBook, Podcast, Kurzfilm, StopMotion-Film, digitaler Comic, digitales Lernspiel u.ä. sein.
Auf diese Weise wird durch das Projekt eine Plattform mit interaktiven Lernangeboten geschaffen, welche die Vergangenheit und Gegenwart kolonialer Strukturen darstellt und reflektiert. Zudem werden über sie visionäre Aspekte einer zukünftigen postkolonialen, pluralen Leipziger Stadtgesellschaft vorgestellt.
Die Auftaktveranstaltung soll Anfang März 2022 stattfinden. Im Anschluss sind ca. acht Workshoptage von März bis November geplant.
Das Projekt richtet sich an Leipziger Jugendliche ab ca. 12 Jahre.