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Die gastgebenden Regionen sollten angemessen (re)präsentiert werden. Beliebt dafür waren – spätestens seit der Pariser Weltausstellung 1889, als zur Erinnerung an die Französische Revolution die Erstürmung der Bastille nachgebaut wurde, – historische Ensembles.
Für Thüringen, die zweite gastgebende Region, gab es eine ähnliche historische Reminiszenz. Das „Thüringer Dorf“ und die Wartburgnachbildung sollten zum einen Thüringen über die „heile Welt“ des dörflichen Lebens – gegenüber der industrialisierten Stadt – repräsentieren und zum anderen an die Zeit der Reformation erinnern, die in der thüringischen Geschichte eine herausragende Rolle spielt.
Architekt des „Thüringer Dorfes“: Fritz Drechsler
Industrielle Produkte und technische Neuerungen auf der einen Seite, Heimatverbundenheit auf der anderen: die regionale Ausrichtung der STIGA wurde mit dem „Thüringer Dorf“ besonders betont. Der Architekt ließ einzelne Gebäude abtragen und auf dem Leipziger Ausstellungsgelände wiedererrichten. Ein Gemeindehaus und eine Mühle, eine Schmiede sowie ein Gutshof, der Nachbau einer Kapelle und eines Brunnens waren Teil des Dorfes, das eigentlich als Kneipenviertel angelegt war. Die meisten Häuser dienten als Ausschank für Weine und Biere aus Sachsen, Thüringen und Franken. Im „Gasthof zur Tanne“ konnte man Thüringer Rostbratwürste genießen.
Schauspieler, die dreimal täglich nachmittags komische Szenen aus dem Bauernleben aufführten, komplettierten die Dorfidylle. Dass 10 Pfennige Eintritt genommen wurde, hielt viele nicht ab: Das „Thüringer Dörfchen“ wurde von rund 1,4 Millionen Personen besucht, vielleicht auch angelockt durch eine „getreue“ Nachbildung der Wartburg auf der anderen Seite des Flusses. In ihrem Inneren befand sich ein elektrischer Fahrstuhl – damals eine große Attraktion. Gegen Gebühr gelangten die Besucher auf die Aussichtsplattform des Turmes.
Architekt: Fritz Drechsler