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Gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern Filipa César, Jota Mombaça und Diana McCarty beschäftigt sich die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig mit gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Machtverhältnissen, die auf die Kolonialgeschichte zurückgehen. Die gegenwärtigen Auswirkungen der Kolonialgeschichte beschreiben die Künstler/-innen wie folgt: „Die Lebensbedingungen von Bevölkerungsgruppen in vielen ehemals kolonialisierten Ländern sowie von Menschen weltweit, die aufgrund ihrer Herkunft, ihrer ökonomischen Stellung oder ihres Geschlechts benachteiligt, unterdrückt oder gewaltsam verfolgt werden, sind oft nicht im Blickfeld derjenigen, die aus dieser Unterdrückung abgeleitete Privilegien genießen. Auch die globalen Folgen der rücksichtslosen Rohstoffgewinnung und Gewinnmaximierung bleiben in der Wahrnehmung der wohlhabenden Welt hartnäckige, blinde Flecke. Und das, obwohl die Verflechtung der Krisen – Rassismus, gesellschaftliche Ungleichheit, der vom Menschen verursachte Klimawandel – nicht zu übersehen ist.“
Im Zusammenhang mit der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA), die 1897 in Leipzig stattfand, geht es auch um Machtverhältnisse in Ausstellungen. Wer entscheidet, was gezeigt wird und wessen Sichtweise und Erzählung den Besucher/-innen präsentiert werden?
Im September 2022 laden die Künstler/-innen alle Interessierten dazu ein, ihre Stimme hörbar zu machen und den Erzählungen anderer zuzuhören. Dabei geht The Violence of Position den kolonialen Aspekten von Ausstellungen nach und schafft einen konkreten Bezug zur STIGA.
Als Teil dieser Ausstellung wurden Menschen aus dem heutigen Tansania (damals „Deutsch-Ostafrika“) in einer nachgebauten kolonialen Umgebung zur Schau gestellt. Zwischen 1875 und 1930 fanden allein auf deutschem Gebiet über 400 sogenannte „Völkerschauen“ statt. Die Darstellung von „Fremden“ und „exotischen Lebenswelten“ war auf die Erwartungen des weißen, europäischen Publikums ausgerichtet und erwies sich – auch in Leipzig – als überaus gutes Geschäft. Das Bild der „primitiven und exotischen Wilden“, im Kontrast zu den auf der STIGA präsentierten technologischen Errungenschaften und den neuen Produkten der (industriellen) Moderne, trug nicht nur zur Stärkung des lokalen und nationalen Selbstbewusstseins bei. Vielmehr legitimierte es auch die kolonialen Ansprüche und befeuerte den rassistischen und entfesselten Zugriff auf Menschen, Territorien und Rohstoffe.
The Violence of Position zeigt die Kontinuitäten dieser Tradition auf und bringt vermeintlich festgeschriebene Machtverhältnisse durcheinander. Auf Erzählungen von Leipzigerinnen und Leipzigern basierend, die um diese Themen kreisen, wird im Zeitraum von Mai bis August ein Skript entstehen, das künstlerisch bearbeitet und in Form von Sprechchören am 10. September auf dem ehemaligen STIGA-Gelände vorgetragen wird. Es geht darum, die Vielstimmigkeit von Erinnerung hervorzuheben und die „Geschichte der Gegenwart“ aktiv mitzuschreiben.