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Die „Deutsch-Ostafrikanische Ausstellung“ (DOAA) war eine Sonderausstellung der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA) von 1897.
Integraler Bestandteil war die sogenannte „Völkerschau“, für die 47 Männer, Frauen und Kinder in der damaligen Kolonie „Deutsch-Ostafrika“ unter bislang unbekannten Umständen „angeworben“ worden. Vom Publikum getrennt hinter einem doppelten Zaun wurden sie im Ausführen inszenierter alltäglicher Handlungen – wie Kochen, Jagen, Waschen sowie angeblich „traditioneller“ Tänze und Schaukämpfe – begafft.
In dieser Zurschaustellung wurden die Afrikaner:innen einer angeblich überlegenen deutschen Kultur gegenübergestellt. Diese konstruierte Überlegenheit funktionierte nur durch eine Abwertung der Afrikaner:innen. Die rassistische Praxis der Menschenausstellung in der DOAA haben nicht alle von ihnen überlebt.
Über die Biographien der 47 Menschen, über ihre Gedanken, Perspektiven und Wünsche ist bisher kaum etwas bekannt.
Die Organisatoren um den Kolonialoffizier Kurt Blümcke hatten die Ausstellung nach der Vorstellung einer erfolgreichen und friedlichen Musterkolonie aufbauen lassen. Sie orientierten sich dabei an den vom Deutschen Reich kontrollierten Gebieten im heutigen Tansania, Ruanda, Burundi und dem Kionga-Dreieck im nördlichen Mosambik (damals „Deutsch-Ostafrika“). Finanziert wurde die DOAA von einem Kreis Leipziger Industrieller und Bankiers. Erklärtes Ziel der Ausstellung war es, für die „koloniale Sache“ in der breiten Bevölkerung und unter Unternehmen in Mitteldeutschland zu werben. Für 30 Pfennig Eintritt – damals die Kosten von etwa einem Liter Bier – konnten die Besucher:innen einen Rundgang entlang von Nachbauten kolonialer Gebäude unternehmen. Aufgebaut waren unter anderem die Plantagenstation Usungula, eine Missionsstation, ein militärisches Expeditionslager („Wissmann-Lager“) sowie die Nachahmung einer berühmten Handelsstraße aus Dar es Salaam.
2022 wird unter dem Arbeitstitel „Colonial memory: ReTelling DOAA – Decolonise STIGA!“ eine Ausstellung mit Rahmenprogramm entstehen, welche die in die Gesamtausstellung der STIGA integrierte Kolonialausstellung kritisch thematisiert. Kern der Ausstellung ist ein Perspektivwechsel, der auch das Zurückblicken der ausgestellten Personen der integrierten „Völkerschau“ erlaubt. Zudem hinterfragt die Ausstellung die zeitgenössische Inszenierung kolonialer Machtverhältnisse und will deren Kontinuitäten aufzeigen.
Das Rahmenprogramm wird auf verschiedenen Ebenen reflektieren, wie diese Verflechtungsgeschichten bis heute fortwirken. Begleitend zur Ausstellung planen wir für den Veranstaltungszeitraum verschiedene Workshops für alle Altersgruppen, Podiumsdiskussionen und Rundgänge.
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, kontaktieren Sie uns gern.