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Schon vor dem Beginn der STIGA wurde festgelegt, dass das Ausstellungsgelände zu einem Park umgestaltet werden sollte. Die ehemals sumpfigen Wiesen konnten nun von den Bürgern zur Freizeitgestaltung genutzt werden. Zu diesem Zweck wurden alle Gebäude abgetragen und das erhaltene Baumaterial verkauft. Doch welche Spuren gibt es heute? Briefe, Dokumente, Postkarten und Pläne, Ausstellungsobjekte und unzählige Souvenirs haben das 20. Jahrhundert in Archiven, Museen und Privatsammlungen überdauert. Da nicht jedes Gebäude fotografisch festgehalten wurde, sind die umgesetzten und zum Teil heute noch erhaltenen Pavillons besonders eindrücklich.
Am bekanntesten sind sicherlich das 1822 entstandene Stadtmodell Leipzigs (heute im Festsaal des Alten Rathauses) oder Max Klingers Monumentalwerk „Christus im Olymp“ (heute im Museum der bildenden Künste Leipzig). Auch die hölzerne Kanzel des 1897 abgebrochenen Kirchenschiffs von St. Johannis hat sich erhalten. Sie wurde in einen Nachbau einer Kirche (Thüringer Dörfchen) integriert und kam danach in Dauerausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums.
In Archivbeständen von Firmen lassen sich einzelne Ausstellungsstücke zurückverfolgen. So befindet sich ein ausgestellter und mit einer Medaille ausgezeichneter Flügel der Pianofortefabrik Wilhelm Schimmel & Co. heute samt Auszeichnung noch im Besitz der Familie Schimmel. Auch in Zukunft werden sich noch weitere STIGA-Exponate ausfindig machen lassen.
Das Rondell des Haupteingangs, Wegeführungen und kleinere Plätze, das ovale Bassin mit seinen Treppen, die daran vorbeiführende Hauptallee und der Ausstellungsteich mit seiner Mittelinsel sind Überreste der STIGA 1897. Im Anschluss an die Ausstellung wurde das Gelände zum Stadtpark entwickelt und erhielt 1898 den Namen König-Albert-Park. Aus ihm wurde 1955 unter Einbeziehung weiterer angrenzender Parks der zentrale Kulturpark Clara Zetkin.
Das Rondell des Haupteinganges, Wegeführungen und kleinere Plätze, das ovale Bassin mit seinen Treppen, die daran vorbeiführende Hauptallee und der Ausstellungsteich mit seiner Mittelinsel sind Überreste der STIGA 1897. Die sogenannte kleine und große Warze, ging aus angehäuftem Bauschutt hervor. Heute werden diese dankbar als Rodelberge genutzt.
Über ihre Erhaltung wurde schon 1895 im Stadtrat debattiert, es konnte sich dafür aber keine Mehrheit finden. Teile der hölzernen Rundbogenkonstruktionen der Hauptgastwirtschaft fanden nach Abbau bei der zeitgleichen Errichtung des Konzert- und Gesellschaftshauses der Architekten Schmidt & Johlige im Leipziger Palmengarten Verwendung.
Blockhaus in Kleinzschocher,
Sächsisches Wirtschaftsarchiv, Leipzig
Das Gebäude wurde auf der Ausstellung als Wirtshaus mit Bierausschank der Leipziger Brauerei F. A. Ulrich betrieben und stand etwa auf Höhe des heutigen AOK-Spielplatzes. Das Blockhaus verblieb als letztes Gebäude der Ausstellung noch bis November 1900 und diente den im Park beschäftigten Arbeitern als Kantine. 1901 wurde es als Vereinsheim des Westvorstädtischen Schrebervereins zu Leipzig-Kleinzschocher eingeweiht und ist dort noch heute zu finden. 1943 wurde dem Volksmund Rechnung getragen und der Kleingartenverein in „Blockhaus“ umbenannt. Nachdem 1987 die Konsumgaststätte aufgrund von Baufälligkeit schließen musste, steht das Gebäude leer. Ein originaler Tisch mitsamt dazugehörigen Stühlen befindet sich im Sächsischen Wirtschaftsarchiv.
Ausstellung der Lipsia-Fahhrradwerke in der Fahrradhalle,
Illustrierter Führer durch Leipzig von der Lipsia-Fahrrad-Industrie, vorm. Bruno Zirrgiebel, 1898.
Verein Historische Fahrräder e.V.
Auf dem Ausstellungsgelände befand sich die Fahrradhalle nahe des heutigen Musikpavillons. Nach dem Ende der STIGA wurde der Bau auf ein Grundstück in der Inneren Westvorstadt transloziert. Bis 1900 diente sie als Verkaufshalle für Fahrräder der Velociped-Fabrik Focke und der Lipsia-Fahrradwerke. Im Anschluss wurde sie zur Turnhalle des Leipziger Turn- und Sportvereins 1867 umgewidmet, bis sie etwa 20 Jahre später grundlegend umgebaut wurde. Der Talmud-Thora-Verein erwarb das Gebäude und ließ es 1921/22 nach Plänen des Architekten Johann Gustav Pflaume zur Synagoge umbauen. Mit 905 Plätzen war sie die größte orthodoxe Synagoge Sachsens und Gebetshaus einer lebhaften Gemeinde. Am 9. November 1933 wurde die Ez-Chaim-Synagoge in Brand gesetzt. Für die Beseitigung der Ruinen musste der Verein 8.234 Mark zahlen, das Baumaterial wurde gewinnbringend veräußert. Heute erinnert nur ein kleiner Wegweiser an den ehemaligen Standort der Synagoge. Der Bürgerverein Kolonnadenviertel widmet sich mit kreativen Veranstaltungen aktiv der Erinnerung an die zerstörte Ez-Chaim-Synagoge (Apels Garten 4/ Otto-Schill-Straße 6-8) und die Große Gemeindesynagoge (Ecke Gottschedstraße/Zentralstraße).
Hippodrom in Weißenfels, um 1935,
Paul Thieme: Weißenfels in Wort und Bild. Ein Führer durch Stadt und Umgegend, Weißenfels 1930-1935.
Die Möglichkeiten zum Zeitvertreib im Vergnügungsviertel, neben der Industrie- und Gewerbehalle gelegen, waren sehr vielfältig. Im Hippodrom wurden Reitvorführungen angeboten. Den Besucher selbst stand es frei, einer der 30 Pferde des angegliederten englischen Musterstalls zu reiten. Das Gebäude wurde nach der Ausstellung an einen Gutsbesitzer in Weißenfels verkauft, der es als Scheune nutzte. Ab 1930 diente es wieder als Reithalle, bis es 1973 einem Brand zu Opfer fiel. Auf dem Areal (Kirschweg Nr. 95) steht heute ein Wohnkomplex.
Im Kaffeehaus wurde nicht nur Malzkaffee von der Münchner Firma Kathreiner’s Kaffee ausgegeben, sondern auch frische Backwaren aus einer Musterbäckerei im Erdgeschoss. Es stand im Kneipenviertel STIGA – im Bereich der heutigen Dahlienterrasse. Der Leipziger Architekt Paul Lange konnte bei seinem Entwurf auf die veröffentlichte Zeichnung eines Vorgängerbaus zurückgreifen, der auf der Bayerischen Landesausstellung Nürnberg 1896 stand, setzte diesen jedoch leicht abgewandelt um. Auch hier war ein villenartiger Bau im „deutschen Renaissancestil“ und Sichtfachwerk zu finden. Der namensgebende Erker mit Spitzdach war eine Kreation Rothenburger Handwerker, die auf das traditionelle Handwerk ihrer Stadt aufmerksam machen wollten. Nach Ausstellungsende der STIGA erwarb der Zwenkauer Schützenverein das Gebäude und ließ es nach Zwenkau auf sein Areal am Batzschke-Floßgraben umsetzen. Auf den 2500 Mark teuren Original-Erker verzichtete man allerdings und ließ ihn von ortsansässigen Handwerkern rekonstruieren. Mit zwölf Gemälden aus dem Kaffeehaus der STIGA warb in späterer Zeit auch ein Lokal „Zum Rothenburger Erker“ in Leipzig-Kleinzschocher. Das Schützenhaus in Zwenkau ist heute eine beliebte Ausflugsgaststätte (Geschwister-Scholl-Platz 1).
Das Landhaus Fortuna während der Ausstellung,
Ausstellungsführer 1897
Das im Fachwerkstil errichtete Gebäude war mitsamt seiner Inneneinrichtung Hauptpreis der Ausstellungslotterie mit einem Wert von 30.000 Mark. Im Anschluss an die Ausstellung gelangte das Landhaus als Villa Fortuna in den um 1900 vom Leipziger Stadtrat Ludwig Heinrich Dodel in Böhlen-Gaulis errichteten Fortuna-Park. Dort diente es lange Zeit als Ausflugslokal. Im stark deformierten Zustand existiert es heute noch als Wohngebäude, während der Park bebaut und verschiedenen Nutzungen zugeführt wurde.
An einem strategisch sinnvollen Platz, zwischen Pleiße und Industriehalle, befand sich die Zweigstelle der Post und Presse auf der STIGA. Es vereinte Räume für Postbeamte und Zuständige für die Telegraphie, ein Fernsprech-Zimmer und ein Schreibsaal für die Vertreter der Presse unter einem Dach. Der Kleingartenverein Gesundheitspflege e.V. ließ es nach Ausstellungsende nach Weißenfels versetzen und nutzte es fortan als Vereinsheim und Restaurant. Nach dem Anbau eines Sanitärtraktes befindet es sich heute noch in einem guten Zustand und wird als Ort verschiedenster Veranstaltungen gern genutzt.
Pavillon der Dampfbrauerei Zwenkau A.G. auf der Ausstellung, 1897
Foto: Dietrich Wünschmann, Heimat- und Museumsverein Zwenkau und Umgebung e.V.
Die Restaurants des Kneipenviertels wurden überwiegend von Brauereien aus Sachsen, Bayern und Preußen betrieben, sodass jeder Besucher mit seinen Biervorlieben auf seine Kosten kam. Besonders populär im Raum Leipzig war das „Deutsche Pilsener Zukunftsbräu“ der Dampfbrauerei Zwenkau Prößdorf & Koch. Der Inhaber Gustav Prößdorf ließ seinen Pavillon nach Zwenkau translozieren und es als Restaurant „Sommerlust“ wiedereröffnen (Ecke Leipziger Straße/Lindnerstraße). In den 1920er Jahren wurde es zu einem Arbeiter-Sportlerheim umgewidmet und musste in den 1930er Jahren schließlich einer neuen Sporthalle weichen.
Auch in Zukunft werden sich noch weitere STIGA-Exponate ausfindig machen lassen. Am bekanntesten sind sicherlich das 1822 entstandene Stadtmodell Leipzigs (heute im Festsaal des Alten Rathauses) oder Max Klingers Monumentalwerk „Christus im Olymp“ (heute im Museum der bildenden Künste Leipzig). Auch ein ausgestellter und mit einer Medaille ausgezeichneter Flügel der Pianofortefabrik Wilhelm Schimmel & Co. befindet sich samt der Auszeichnung noch im Besitz der Familie Schimmel.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden einige bedeutende Sammlungen zur STIGA aufgebaut und auch Museen und Archive verfügen über vielfältige Quellen zur STIGA. Am verbreitetsten sind die in mehreren Auflagen im Umfang von rund 2,5 Millionen Exemplaren herausgegebenen lithografischen Ansichtspostkarten. Die 20 Motive erschienen in drei Auflagen. Darüber hinaus existieren von ausstellenden Unternehmen veröffentlichte Ansichtspostkarten, Sonderkarten – z. B. von der Ballonfahrt – und unzählige weitere Souvenierartikel wie Taschenspiegel, Papierfächer, Vignetten, Zigarrenetuis, Zinnbecher, Bierhumpen, Erinnerungsmedaillen